Interview zum Netzwerktreffen in Wels

Heinz Hierzer, MAS (Master of Advanced Studies (Sozialmanagement) vom Verein SHT-Lobby, ehrenamtliches Mitglied des Vorstandes, aus Österreich im Interview

Heinz Hierzer, MAS, Mitglied im Vorstand des Vereins SHT-Lobby, Österreich

Heinz Hierzer, MAS, Mitglied im Vorstand des Vereins SHT-Lobby, Österreich

Im März wird erstmals durch den Verein SHT-Lobby ein Treffen zur internationalen Netzwerkbildung zum Thema„Wie können wir die soziale und medizinische Rehabilitation für Menschen mit Hirnverletzung besser vorantreiben? Ist eine nationale und internationale Vernetzung ein Weg dazu?“ organisiert.

 

Aus diesem Grund führte Lothar Ludwig, SHV – FORUM GEHIRN e.V., mit Heinz Hierzer, MAS vom Verein SHT-Lobby, folgendes Interview.

Herr Hierzer, welche 3 wesentlichen Gründe führten zu dieser unbedingt erforderlichen Entscheidung zur Durchführung des Netzwerktreffens, welches wir als SHV – FORUM GEHIRN e.V. begrüßen?

  1. Wir alle arbeiten an einem gemeinsamen Ziel – „den Behandlungsablauf und die Lebensbedingungen für Menschen mit Hirnverletzung den Anforderungen entsprechend zu gestalten“

  2. In dieser Arbeit haben wir viele Erfahrungen gesammelt, von denen andere profitieren können.

  3. Dabei spielen regionale und nationale Grenzen eine untergeordnete Rolle. Über den Tellerrand blicken ist sehr bereichernd.

 

Herr Hierzer, können Sie die Zielsetzung des Treffens aus Sicht des Vereins SHT-Lobby kurz umreißen?

Unsere Ressourcen sind sehr begrenzt, dennoch engagiert sich jeder nach Möglichkeit. Um sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen ist ein Erfahrungsaustausch ein erster Schritt. Darüber hinaus können wir auch abklären, inwieweit Materialen, Texte, etc. gegenseitig zur Verfügung gestellt werden können, sodass sich nicht jeder das Material selbst erarbeiten muss.
Ein gemeinsames Auftreten, auch international, kann unserem Bestreben helfen und unseren Anliegen mehr Gewicht verleihen. Die UN-Behindertenrechtskonvention verleiht uns dazu eine gemeinsame Grundlage auf der wir aufbauen können.
Wichtig ist uns dabei, dass es nicht bei einem einmaligen Treffen bleibt. Es sollen Strategien entwickelt werden, wie wir untereinander in Kontakt bleiben können und wie wir uns gemeinsam präsentieren oder auftreten (z.B. neue Medien).

 

Herr Hierzer, wie schätzt der Verein SHT-Lobby die neurologische Rehabilitation für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen in Österreich grundsätzlich ein? Lassen sich aus Ihrer Sicht Parallelen zu Deutschland ziehen?

Die stationäre neurologische Rehabilitation ist in den letzten Jahren stetig ausgebaut worden. Es ist in Österreich aber nach wie vor nicht gewährleistet, dass jeder Patient, der es bräuchte, eine neurologische Frührehabilitation (Phase B) bekommt. Großer Aufholbedarf besteht ebenso in der ambulanten, wohnortnahen neurologischen Rehabilitation. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Summe an Therapien unter ärztlicher Leitung (in den seltensten Fällen von Neurologen geleitet). Eine  ambulant-mobile oder tagesklinische Rehabilitation ist nur in einzelnen Regionen vorhanden, wie z.B. Vorarlberg und seit neuestem in Wien. Die soziale Rehabilitation und passende Betreuungsformen nach der Rehabilitation bestehen nur ansatzweise. Die Verantwortung bleibt nach wie vor unter großer Belastung bei den Angehörigen. Diese Situation trifft im Besonderen bei Patienten im Wachkoma zu. Die Situation in Deutschland kenne ich zu wenig gut, um mir dazu eine Aussage zu erlauben. Wir wissen jedoch alle, dass die derzeitige ökonomische Situation den sozialen Sektor nicht nur zusätzlich belastet sondern auch noch Ressourcen kostet. Dies ist mit ein Grund, weshalb es wichtig ist unsere eigenen Ressourcen zu bündeln.

Herr Hierzer, ich bedanke mich für das Interview. Ich hoffe, dass wir verbands- und länderübergreifend gemeinsam an diesen anspruchsvollen Zielen arbeiten.

März 2015

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