Artikel 4: Pflege, Betreuung und Behandlung

Darin heißt es: „Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinen persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung“.

Eigentlich ist es uns allen klar, wenn wir einmal professionelle Pflege benötigen erwarten wir eine fachlich kompetente Pflege.
Wir erwarten, dass sie dem zu Pflegenden zugewandt ist und dass sie auf dem entsprechenden aktuellen Stand der medizinischen und pflegerischen Erkenntnisse durchgeführt wird. Viel wird in der heutigen Zeit über qualifizierte Pflege gesprochen. Wir müssen uns darauf verlassen und sollten bei der Betrachtung von Pflege sehr genau hinschauen. 

Pflege in der heutigen Zeit bedeutet, dass eine Vielzahl von Institutionen und somit eine Vielzahl von Menschen damit  befasst sind. Um eine gute dem Bedarf angepasste Pflege durchzuführen ist es auch notwendig, dass hier eine zielorientierte Zusammenarbeit aller Beteiligten sichergestellt werden muss. Pflege bedeutet alles aus einer Hand – alles mit gleicher Zielstellung. Schwierig wird es, wenn wie heute feststellbar, die Leistungserbringer wechseln. 

Viele Probleme lassen sich besser ordnen und klären, wenn die Betreffenden und ihre Angehörigen aber auch andere Personen des Vertrauens im Vorfeld einbezogen werden. Es geht um die Sicherung von Lebensqualität der pflege- und hilfebedürftigen Menschen. Diese sind erfahrungsgemäß nicht in der Lage, allein die Tragweite der Entscheidungen zu überblicken. Lassen wir sie doch nicht allein, denn sie haben es verdient, dass wir uns rechtzeitig um sie kümmern.

Wenn wir über Pflege reden, dann reden wir in Wahrnehmung von Verantwortung davon, diese so lange hinauszuzögern wie es irgendwie geht. Selbständigkeit fördern, so lange diese da ist, ist die Aufgabe der wir uns stellen sollen.

Individuell je nach Bedarf die Pflege planen wird dazu beitragen, dass die pflege- und hilfebedürftigen Menschen lange selbstbestimmt am Leben aktiv teilhaben können. Sollte dann die Zeit gekommen sein, wo es nicht mehr allein geht, dann werden wir die individuellen Fähigkeiten einschätzen und die Maßnahmen planen, durchführen und dokumentieren. 

Wir erfahren in der Praxis immer mehr, dass die Menschen feste Ansprechpartner in der Pflege wünschen. Es gibt ein Begriff, der in vielen Einrichtungen Einzug gehalten hat – Bezugspflege – ist der Schlüssel, den Bedürfnissen nach individueller Pflege gerecht zu werden. Das entspricht auch den Vorstellungen von Angehörigen, denn gerade die Pflege von kranken-  und hilfebedürftigen Menschen ist ein sehr sensibles Thema. 
Stellen wir uns nur vor, dass jeder seine eigene Biografie hat. Seine Lebensweise, seine Lebenserfahrung und sein Lebenswerk hat die Persönlichkeit über Jahrzehnte geprägt. Die gewohnte Art der Bekleidung, die Gestaltung des Tagesablaufes nach alten festen Gewohnheiten lassen sich nicht einfach abschalten. Im Gegenteil, sie sollen erhalten bleiben und somit auch zum Erhalt von Erfahrungen und Lebensgewohnheiten beitragen. Vertrautes trägt dazu bei, dass sich Menschen mit Defiziten dann auch wohler fühlen. 

Defizite stellen sich im Verlaufe des Lebens bei jedem Menschen ein. Mit der Zeit lernen wir mit unseren Angehörigen auch mit Defiziten umzugehen. Aber, es wird im Verlaufe der Zeit schwieriger. Wir müssen uns alle darüber im Klaren sein, Pflege ja – aber nur so viel wie nötig. Wichtiger ist die richtige, individuelle Hilfestellung. Achten wir darauf, dass die Aktivitäten des Lebens so lange wie möglich erhalten bleiben. So verstehen wir auch, dass das Bett nicht die Lösung für den Aufenthalt am Tag sein kann. Aktiv sein heißt, so lange wie möglich auf den eigenen Beinen zu laufen. 

So kann ein Stock, ein Rollator eine gute Entscheidung sein und dann gibt es auch die Aktivrollstühle die hilfreich sind. Wir erkennen also, so lange wie möglich die eigene Beweglichkeit aufrechterhalten, muss ein Ziel sein. 
Mit zunehmenden krankheitsbedingten Schwierigkeiten lassen sich durch fachgerechte Behandlung und durch Therapien belastende Symptome behandeln oder lindern. Dazu gehören selbstverständlich das bedarfs- und bedürfnisgerechte anreichen von Getränken und Speisen. Es soll wie bei allem individuell nach den Wünschen und Bedürfnissen gereicht werden. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass es ausreichend, appetitlich, abwechslungsreich, altersgerecht und gesundheitsfördernd ist. Leider glauben Angehörige noch immer, dass ihre Angehörigen nicht genug zu essen bekommen und reichen noch „zusätzliche“ Kost außerhalb der Kontrolle des Pflegepersonals und über den normalen Bedarf von kranken und alten Menschen hinaus. Besser ist es, darüber mit den Pflegekräften zu reden und so können dann Probleme (z.B. Gewichtszunahme) ausgeschaltet werden.
Mit zunehmender Krankheit kann es zu Schluckstörungen kommen, die den Einsatz der Magensonde verlangen. Viel ist darüber in den letzten Jahren gesprochen worden. Hier noch einmal eindeutig folgendes. Der Einsatz der Magensonde ist nur dann gestattet, wenn sie medizinisch indiziert ist und wenn die Genehmigung des pflege- und hilfebedürftigen Menschen vorliegt. Sollten diese Menschen sich nicht mehr artikulieren können, sind die Betreuer voll verantwortlich und haben dies zu entscheiden. Hier ist das Gespräch mit dem Arzt zu führen und der Wille des Betroffenen sollte umgesetzt werden.

Empfehlung: Bewegung ist Leben! Das heißt, dass eine aktivierende Pflege eine richtige Entscheidung ist. Aktivierung heißt eben, raus aus dem Bett und sich bewegen. Wenn nötig, dann eben in den Rollstuhl.